Phrasen-Schwein: Bitte nicht füttern!
Warum du in meinen Texten keine Floskeln finden wirst. Oder: Warum jede/r Textschaffende ein sogenanntes “Phrasen-Schwein” haben sollte. Wie du abgedroschene Formulierungen erkennst und sie konsequent aus deinen Texten verbannst.
“Phrasen-Schwein”: Das “Douchebag Jar” für Texter*innen
Wenn du die Serie “New Girl” kennst, ist dir sicher das sogenannte “Douchbag Jar” (auf Deutsch: “Arschlochglas”) ein Begriff. Für jede unangebrachte Aktion oder jeden fragwürdigen Kommentar muss WG-Mitbewohner Schmidt einen Dollar (oder mehr) in das “Douchbag Jar” geben. Als Erziehungsmaßnahme, die - ganz nebenbei erwähnt - im Fall von Schmidt jedoch nicht sonderlich gut funktioniert.
Was das “Douchbag Jar” für Schmidt ist, ist für Texter*innen das sogenannte “Phrasen-Schwein”, das es in einigen Redaktionen tatsächlich gibt. Denn: Ein guter Text sollte weitgehend, wenn nicht sogar gänzlich, ohne Phrasen und Floskeln auskommen. Wer sündigt, der zahlt: Auf jeden Fall mit Textqualität, im schlimmsten Fall mit verpassten Leads und barem Geld.
Wie du Phrasen und Floskeln erkennst
Phrasen oder auch Floskeln sind laut Duden, abgegriffene, nichtssagende Aussagen oder Redewendungen. Sie begegnen uns (leider) viel zu oft. Immer dann, wenn eine Aussage kein klares Bild zeichnet. Zum Beispiel:
Effizient
Dynamisch
Flexibel
Innovativ
Kundenorientiert
usw.
Zu den “abgegriffenen Redensarten” zählen außerdem Redewendungen wie “… öffnet seine Tore”, “einen grünen Daumen haben, “in den Startlöchern stehen” usw. Auch wenn sie im allgemeinen Sprachgebrauch weit verbreitet sind: In einem guten Text haben solche Aussagen nichts zu suchen. Denn sie lassen den Text altbacken und wenig professionell wirken.
Was Phrasen und Floskeln mit deinem Text machen
Es handelt sich bei Phrasen und Floskeln meistens um austauschbare Begriffe, die deine Aussage nicht genau auf den Punkt bringen.
Ein Beispiel
Kundenorientierung wird bei uns großgeschrieben.
Warum diese Aussage kritisch zu bewerten ist
Diese Aussage ist absolut austauschbar. Sie könnte von einer Werbeagentur genauso getroffen werden, wie von einer Supermarkt-Kette oder einem Technik-Hersteller.
Die Aussage lässt viel Raum für Interpretationen. Der Begriff “Kundenorientierung” bedeutet für jede/n etwas anderes. Wie genau der Kundenservice aussieht, bleibt schwammig.
Deine Leser*innen möchten überzeugt werden. Und am besten überzeugst du sie mit konkreten Vorteilen. Wer nur Worthülsen liefert, wird nicht gewinnen.
Wie du Phrasen und Floskeln vermeiden kannst
Kurz gesagt: Werde konkret. Überlege dir ganz genau, was hinter der Floskel oder Phrase steckt und was du eigentlich sagen möchtest.
Bleiben wir beim Beispiel “Kundenorientierung”: Was macht die Kundenorientierung aus? Wie äußert sie sich in deinem Leistungsumfang?
Wir sind kundenorientiert, weil…
… wir unseren Kund*innen eine/n persönliche/n Ansprechpartner*in zuweisen.
… wir eine 24h-Service-Hotline anbieten.
… wir uns viel Zeit für unsere Kund*innen nehmen und sie individuell beraten.
… weil wir einen Lieferservice anbieten.
… usw.
So entsteht bei deinen Leser*innen ein ganz klares Bild von deinem Kundenservice. Dir war vermutlich von Anfang an klar, dass es bei der “Kundenorientierung” genau um diese Punkte geht. Doch deinen Leser*innen und (potenziellen) Kund*innen musst du das erst deutlich machen.
Die Ausnahme bestätigt die Regel
Wenn eine vermeintliche Floskel oder Phrase einfach passt oder mittlerweile fest mit deinem Markenkern verschmolzen ist, bleib bitte dabei. Vielleicht schadet es aber nicht, inhaltsleere Aussagen zu prüfen und gegebenenfalls noch genauer zu erläutern.